Dienstag, 1. Juli 2014

Die Folgen des Kapitalismus

Nach Auffassung des Neoliberalismus, der viele Köpfe der Regierungen, Parlamente und der Wirtschaftsredaktionen der westlichen Welt beherrscht und ihren Verstand benebelt, ist Armut immer selbst verschuldet und die Folge von Faulheit und Dummheit. In Wirklichkeit sind Armut und Hunger gemacht und die Folge verantwortungsloser POLITIK:
  Einige wenige Beispiele:
- Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse, aber auch die einfachen Textil- und Lederprodukte aus den Entwicklungs- und Armutsländern haben keine Chance gegen die hoch subventionierte westliche Konkurrenz.
- Der Kongo ist eines der an Bodenschätzen reichsten Länder der Welt. Die Ausbeutung dieser Schätze kommt so wenig der Bevölkerung zugute wie die Erlöse für das Öl, das seit zehn Jahren in der Mitte des Sudan gefördert wird, sondern fließt in die Taschen der jeweiligen Machthaber und die der westlichen Konzerne, die die Rohstoffe verarbeiten.
 - Durch eine gezielte Spekulation westlichen Großkapitals gegen die thailändische Währung Bath, eingeleitet durch New Yorker Großbanken, u. a. die Investmentbank Goldman Sachs, kam es 1997 im Dominoeffekt zu dem Zusammenbruch der Währungen der wichtigsten ostasiatischen Aufsteigerländer und zum bisher größten Desaster der Finanzgeschichte. Der Kapitalmarkt brach zusammen, und die inländischen Firmen wurden billig von den westlichen Großkonzernen aufgekauft. Der Internationale Währungsfonds IWF wurde von der US-Regierung mit stillschweigender Billigung der Europäer und der Japaner zum zentralen Schuldeneintreiber der westlichen Großbanken und Anleger umgewandelt und verhinderte mit seinen Instrumenten Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung eine rasche erfolgreiche Sanierung der betroffenen Staaten.

In Nicaragua setzten die IWF-Markttechnokraten die Entlassung von über 200 000 Angestellten und Arbeitern im öffentlichen Dienst und in den staatseigenen Unternehmen durch. Das gesamte Alphabetisierungsprogramm dieses Landes kam zum Stillstand. Stattdessen schufen die neuen Machthaber unter Anleitung der Weltbank die berühmt-berüchtigten Zonas-francas, d.h. Sonderwirtschaftszonen, in denen z.B. die internationale Textilindustrie steuerfrei und hinter Stacheldrahtzäunen abgeschottet Jeans und T-Shirts für den amerikanischen und europäischen Markt für Hungerlöhne von unter 50 US-Cent pro Stunde produzieren lässt. Inzwischen gibt es auf der Welt über 900 Zonen dieser Art von Mexiko bis Bangladesch - Zonen, in denen es weder Arbeitsrechte gibt noch Gewerkschaften. Eine der Näherinnen in Nicaragua sagte dem "Spiegel", die Arbeiter und Arbeiterinnen würden gehalten wie Sklaven.
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... die Frage ist, warum die Kirchen den fälligen massiven Protest gegen diese brutale Form des Spätkapitalismus Organisationen wie Attac oder Amnesty International überlassen und sich nicht selber an die Spitze des Protestes setzen. Jesus hätte nicht nur die Tische im Tempel umgeworfen.

Quelle: "Was würde Jesus heute sagen", Heiner Geißler, 2003

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