Sonntag, 23. November 2014

Pablo Neruda

Leib eines Weibes, weiße Hügel, weißblanke Schenkel,
du gleichst der Welt, so weit und willig, wie du dich hingibst.
Mein wilder Bauernkörper durchgräbt dich, unterhöhlt dich
und läßt das Kind entspringen aus der Tiefe der Erde.

Einsam war ich, ein Tunnel. Vor mir flohen die Vögel,
und Nacht brach in mich ein mit ihren Schattenmassen.
Mich selbst zu überleben, machte ich dich zur Waffe,
zum Pfeil für meinen Bogen, zum Stein für meine Schleuder.

Doch die Stunde der Rache ist gekommen. Ich liebe.
Dich, Leib aus Haut, aus Moos, aus Milch, prall vor Begierde.
Ah, die Becher der Brüste! Ah, die entrückten Augen!
Ah, die Rosen des Schambergs! Ah, deine matte Stimme!

Leib meines Weibes, niemals laß ich von deinem Liebreiz.
Mein Durst, endlose Sehnsucht, mein Weg ins Ungewisse!
Dunkle Flußrinnen, denen unaufhörlich der Durst folgt
und die Erschöpfung folgt und die Qual ohne Ende


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